Texte zum Nach- und Weiterdenken
Stressfreie Weihnachten
Was ist das bloß wieder für ein Stress! Eben war doch noch Sommer! Und nun ist schon Advent. Ich ahne, auch diese Vorweihnachtszeit wird wieder ruckzuck vorbei sein. Dabei freue ich mich immer so darauf. Jedes Jahr will ich sie bewusst erleben. Und dann schaffe ich es kaum, mich auf Weihnachten einzustellen.
Aber, wie soll’s auch gehen bei dem Trubel, der mit diesem Fest verbunden ist. Auf den Tag genau muss alles fertig sein, das Haus geputzt, die Plätzchen gebacken und alle Geschenke besorgt.
Ob es am Weihnachtsfest selbst liegt? Vielleicht gehört Stress einfach dazu? So ähnlich war es doch schon beim ersten Mal, damals vor zweitausend Jahren, als Jesus geboren wurde. Jahrhunderte vorher hat Gott den Menschen angekündigt, dass er einmal kommen soll. Und ausgerechnet im größten Durcheinander, als alle mit der römischen Volkszählung beschäftigt sind, da wird Jesus geboren. Völlig unpassend, mitten auf einer Reise und dann auch noch in einem Stall.
Und Gott? Den stört der ganze Stress nicht – damals nicht – und auch heute nicht. Ihm ist nur eins wichtig: Er will uns Menschen seine Liebe schenken. Und dafür wünscht er sich kein durchgestyltes Weihnachtsfest, sondern ab und zu etwas Zeit, damit dieses Geschenk überhaupt ankommt.
Zeit nehme ich mir heute auch, zünde die Kerzen am Adventskranz an und höre das Weihnachtsoratorium, in dem dieses Geschenk eindrücklich verpackt ist.
Fremde Engel
Jutta hat ein großes Herz. Sie fühlt mit, wenn es anderen schlecht geht. Überlegt, wem sie eine Freude machen kann. Und sie spricht Menschen einfach unbefangen an, auch die, die aus anderen Ländern kommen. So wie den Fensterputzer aus Afrika, den sie vor ihrer Bank trifft. „Hallo, wie geht’s? Toll, dass sie das für uns machen! Lebt Ihre Familie eigentlich auch in Deutschland?“ Und schon sind sie mitten im Gespräch.
Nachdem sie in der Bank alles erledigt hat, grüßt sie den Fensterputzer noch einmal. Er winkt ihr zum Abschied freundlich zu. Dann fährt sie mit ihrem Auto vom Parkplatz. Als Jutta zu Hause ankommt, bemerkt sie, dass ihr Schlüsselbund fehlt. Alle Schlüssel weg! Was für ein Ärger! Kurz überlegt sie, was sie zuerst macht, da klingelt ihr Telefon. Es ist eine Mitarbeiterin der Bank:
„Hallo, Frau Schmidt, vermissen Sie Ihre Schlüssel? Hier wurden eben welche abgegeben.“ Und tatsächlich, es ist ihr Schlüsselbund. „Und wer hat ihn gefunden?“, will Jutta wissen.
„Ich weiß nicht, wie er heißt. Aber es war der Afrikaner, der hier die Fenster putzt! Er sagt, sie lagen dort, wo Sie ihr Auto geparkt haben. Wie der sich das nur gemerkt hat, bei den vielen Kunden?“ Da lächelt Jutta und ahnt längst, woran es gelegen hat. Sie lebt nach dem Prinzip aus der Bibel: „Begegne allen Fremden freundlich, es könnten Engel sein“...
gesendet als Morgenandacht im MDR1 Radio Sachsen-Anhalt und veröffentlicht in meinem Buch: